BIBERACH / sz - Der laufende Vertrag von Robert Henning beim FV Biberach soll aufgelöst werden. Dies bestätigte auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung der erste Vorsitzende des Fußball-Landesligisten, Heinz Remke. „Ich bedauere diese Situation sehr, weil ich Robert Henning für einen sehr guten Fußballer halte, doch letztlich konnte ich diese Entwicklung nicht mehr verhindern.“
Mit Entwicklung meint Remke offensichtlich das Verhältnis zwischen Trainer Hermann Haug und dem 28-jährigen Offensivspieler. „Ich hatte immer das Gefühl, dass der Trainer nicht mit mir arbeiten will“, sagt Henning rückblickend auf die Zusammenarbeit seit Oktober vergangenen Jahres, als Haug den zurückgetretenen Bernd Pfisterer als Chefcoach abgelöst hatte. „Die Chemie zwischen uns hat nicht gestimmt.“ Haug habe ihn immer wieder kritisiert und als nicht teamfähig und egoistisch bezeichnet. Der Trainer bestätigte – ebenso wie Spielleiter Werner Huber – dass Robert Henning nicht mehr im Kader sei. Für eine weitere Stellungnahme war Hermann Haug am Montag nicht zu erreichen.
Von Trainer Haug zurückgepfiffen
Eskaliert sei die Situation laut Spieler am vergangenen Donnerstag, als Henning auf Drängen des Vorstandes nach drei Wochen wieder zum Training gekommen war – allerdings in Trainingsklamotten. Er wurde von Trainer Haug dann zurückgepfiffen, weil er nach dessen Auffassung eigentlich nur zu einem Gespräch einbestellt war. „Das muss ich mir nicht bieten lassen, dass mich der Trainer vor einigen Mitspielern so bloßstellt, zumal ich von anderen Voraussetzungen ausgegangen war.“
Henning informierte dann Spielleiter Huber davon, dass er den Bettel beim FV Biberach hinschmeißen und den laufenden Vertrag auflösen wolle. Huber nahm dies zu Kenntnis und stellte sich nach dem Baltringen-Spiel am vergangenen Sonntag auf die Seite von Trainer Haug. „So kann man mit uns nicht umspringen. Das geht nicht“, sagte Huber und meinte damit das Verhalten Hennings.
Haug hatte Henninig offenbar schon nach dem Vorbereitungsspiel des FV Biberach in Senden vor drei Wochen gemeinsam mit Co-Trainer Uli Baumeister zum Kabinengespräch zitiert und seine Kritik am Verhalten des Biberacher Stürmers kundgetan. Daraufhin hatte Henning nach eigenen Angaben das Gespräch abgebrochen, die Spielerkabine kommentarlos verlassen und war nicht mehr zum Training erschienen.
In den kommenden Wochen müssen nun beide Seite eine Lösung finden. Henning will nicht mehr für den FV Biberach spielen, der Verein spart offenbar bei einer einvernehmlichen Einigung eine Menge Geld. „Das wird schon schwer genug, weil die Fronten zum jetzigen Zeitpunkt durchaus verhärtet sind“, ist sich Vereinschef Heinz Remke seiner Aufgabe bewusst.
Kommentar von Michael Mader
Schade für alle Beteiligten
Wieder einmal ist Robert Henning in den Schlagzeilen. Wieder einmal hat der für viele als überdurchschnittlicher Fußballer geltende 28-jährige Offensivmann einen Verein vorzeitig verlassen (müssen). Da stellt sich die Frage, warum das so ist. Liegt es nur am Spieler oder spielen auch noch andere Umstände eine Rolle? Offensichtlich ist, dass es Robert Henning schwerfällt, sich in einer Gruppe langfristig zurechtzufinden und die Autorität eines Trainers zu akzeptieren. Robert Henning ist ein Enfant terrible, wie es „Tiger“ Stefan Effenberg in seinen besten Zeiten war. Mit dem einen, aber feinen Unterschied, dass „Effe“ seine Verträge im Verein erfüllt hat und nur von Berti Vogts aus der Nationalmannschaft nach der „Stinkefingeraktion“ bei der WM in den USA rausgeschmissen wurde. Dieses Gefühl des Rausschmisses kennt Henning. An fast allen Stationen seiner Karriere, ob es in Heidenheim, Laupheim oder jetzt in Biberach war, ist Henning angeeckt und musste letztlich die Konsequenzen tragen. Das ist die eine Seite des Robert Henning. Die andere ist die des Fußballspielers, der eine Ballbehandlung und Schusstechnik hat wie kaum ein anderer. Zudem kann und konnte er Spiele allein entscheiden. Ein echter Individualist eben wie Effenberg, Günter Netzer oder Paul Breitner. Auch die haben ihren Mund immer aufgemacht, Trainer kritisiert, ihr Ding durchgezogen – haben aber auch stets auf dem Platz überzeugt. Und das war bei Henning nicht immer der Fall. Der Blondschopf hätte vom Talent her das Zeug gehabt, deutlich höher zu spielen als Verbands- oder Oberliga. Doch sein Kopf hat ihm da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Schade für ihn und schade für alle Vereine, bei denen Henning bislang gespielt hat, zuletzt für den FV Biberach, der jetzt die Dinge ordnen muss.
m.mader@schwaebische.de
Von Michael Mader